Samstag, 13. März 2021
...und wieder ist Punk tot
plattenpowler, 08:43h
Google News spuckte es beiläufig aus: Rio von der Band No Exit ist tot. Mit 52 Jahren. Der Berliner Kurier, den Google News mir vorschlug, überbrachte mir mit einem Tag Verspätung die Nachricht. Wieder ist Punk tot.
Zumindest das, was ich Mitte bis Ende der Neunziger darunter verstand. No Exit ist eng mit meiner Jugend verbunden. Als ich die Freiheit, Bier und Gras und die Rebellion gegen die ganzen Spießer um mich herum entdeckte, lieferten unter anderem Rio und Lars, der damalige Drummer, und der Rest der Band sehr oft den Soundtrack meines Erwachens aus den starren Konventionen dieser alten DDR-Erwachsenen, die mich eh meistens wie Scheisse behandelt hatten.
An einem Abend im Club Renner in Marzahn etwa lernte ich Steffen kennen, wir standen beide an der Wand, der Bühne zugewandt und ich brachte den Spruch, dass doch jeder mit dem Arsch an die Wand will. So entstand eine temporäre, recht eigenartige Freundschaft, die aber durchaus auch ihre Höhen hatte. Steffen war sehr gut mit Lars befreundet und daher oft auf No Exit-Konzerten anzutreffen.
Während meiner Lehre im damaligen Kaufhof Marzahn lief mir auch einmal der damalige Gitarrist von No Exit über den Weg, außerdem gehörte noch ein fesches Mädel (Anja?) dazu. No Exit war immer mehr als nur eine Band die man nur konsumierte. Gerade in der heute Baseballschläger-Jahre genannten Zeit, wo Punks und Zecken in Ostberlin sehr gefährlich lebten, war das Zusammengehörigkeitsgefühl noch größer als später.
Ob im Zosch in Mitte, im K.O.B. in Westberlin in der Nähe des ebenfalls nicht mehr existenten Drugstore oder in sonst welchen Läden, meine damalige Clique und ich lebten unser ganz spezielles Wendekind-Gefühl mit viel Bier, Gras und rotzigem Punkrock aus. Unsere Kneipe war das Schliemann Cafe im Prenzlauer Berg in der Schliemann Straße, zu der Zeit als man dort noch kiffen konnte und die abgerissensten Typen dort verkehrten. Auch noch bevor das Klo nach hinten verlegt wurde, später hat sich wohl eine Stammkundschaft entwickelt, die glaubt die einzig wahren da gewesen zu sein. Doch wir waren noch zu den wirklich wilden Zeiten dort gewesen. Auch bekam ich da mal ein Underground-Grind-Fanzine mit einer kleinen Schallplatte in die Hände, ich glaube Maul hiess es, jedenfalls war auf der Platte neben dem grandiosen Song der Untoten "suchen tut mich keiner" der Pionier-Song von No Exit. Ich glaube so bin ich auf die Band aufmerksam geworden, Mitte der Neunziger.
Einmal trank ich mit Rio auch ein Bier in irgendeiner Location, es kann im Pfefferberg gewesen sein, SO36 oder sonst wo. Die ganzen Konzerte existieren nur noch schemenhaft und verschwommen vor meinem geistigen Auge. Ab und zu sah ich Rio dann noch in Alt-Hohenschönhausen, was auch immer er da machte. Er war etwas vom Alkohol gezeichnet, aber nicht so krass wie Wölfi von den Kassiererin, den ich mal im Friedrichshain traf.
Mit Rio ist aber auch ein Stück meiner Jugend gestorben, die wilden Neunziger in Ostberlin, wo man jedes Wochenende unterwegs war. Wo Punkrock noch eine musikalische Rolle spielte, man sich noch einen guten Rausch auf Konzerten leisten konnte und Berlin bei weitem noch nicht so voll war. Rest in Power Rio! Und danke für alles.
Zumindest das, was ich Mitte bis Ende der Neunziger darunter verstand. No Exit ist eng mit meiner Jugend verbunden. Als ich die Freiheit, Bier und Gras und die Rebellion gegen die ganzen Spießer um mich herum entdeckte, lieferten unter anderem Rio und Lars, der damalige Drummer, und der Rest der Band sehr oft den Soundtrack meines Erwachens aus den starren Konventionen dieser alten DDR-Erwachsenen, die mich eh meistens wie Scheisse behandelt hatten.
An einem Abend im Club Renner in Marzahn etwa lernte ich Steffen kennen, wir standen beide an der Wand, der Bühne zugewandt und ich brachte den Spruch, dass doch jeder mit dem Arsch an die Wand will. So entstand eine temporäre, recht eigenartige Freundschaft, die aber durchaus auch ihre Höhen hatte. Steffen war sehr gut mit Lars befreundet und daher oft auf No Exit-Konzerten anzutreffen.
Während meiner Lehre im damaligen Kaufhof Marzahn lief mir auch einmal der damalige Gitarrist von No Exit über den Weg, außerdem gehörte noch ein fesches Mädel (Anja?) dazu. No Exit war immer mehr als nur eine Band die man nur konsumierte. Gerade in der heute Baseballschläger-Jahre genannten Zeit, wo Punks und Zecken in Ostberlin sehr gefährlich lebten, war das Zusammengehörigkeitsgefühl noch größer als später.
Ob im Zosch in Mitte, im K.O.B. in Westberlin in der Nähe des ebenfalls nicht mehr existenten Drugstore oder in sonst welchen Läden, meine damalige Clique und ich lebten unser ganz spezielles Wendekind-Gefühl mit viel Bier, Gras und rotzigem Punkrock aus. Unsere Kneipe war das Schliemann Cafe im Prenzlauer Berg in der Schliemann Straße, zu der Zeit als man dort noch kiffen konnte und die abgerissensten Typen dort verkehrten. Auch noch bevor das Klo nach hinten verlegt wurde, später hat sich wohl eine Stammkundschaft entwickelt, die glaubt die einzig wahren da gewesen zu sein. Doch wir waren noch zu den wirklich wilden Zeiten dort gewesen. Auch bekam ich da mal ein Underground-Grind-Fanzine mit einer kleinen Schallplatte in die Hände, ich glaube Maul hiess es, jedenfalls war auf der Platte neben dem grandiosen Song der Untoten "suchen tut mich keiner" der Pionier-Song von No Exit. Ich glaube so bin ich auf die Band aufmerksam geworden, Mitte der Neunziger.
Einmal trank ich mit Rio auch ein Bier in irgendeiner Location, es kann im Pfefferberg gewesen sein, SO36 oder sonst wo. Die ganzen Konzerte existieren nur noch schemenhaft und verschwommen vor meinem geistigen Auge. Ab und zu sah ich Rio dann noch in Alt-Hohenschönhausen, was auch immer er da machte. Er war etwas vom Alkohol gezeichnet, aber nicht so krass wie Wölfi von den Kassiererin, den ich mal im Friedrichshain traf.
Mit Rio ist aber auch ein Stück meiner Jugend gestorben, die wilden Neunziger in Ostberlin, wo man jedes Wochenende unterwegs war. Wo Punkrock noch eine musikalische Rolle spielte, man sich noch einen guten Rausch auf Konzerten leisten konnte und Berlin bei weitem noch nicht so voll war. Rest in Power Rio! Und danke für alles.
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